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MedienmitteilungVeröffentlicht am 23. Mai 2025

Kultur – eine dynamische und atypische Arbeitswelt

Neuenburg, 23.05.2025 — Die Schweiz zählte 2024 rund 300 000 Kulturschaffende, eine Zahl, die seit der Pandemie wieder angestiegen ist. Kulturschaffende sind sehr gut ausgebildet und weisen atypische arbeitsmarktliche Merkmale auf. Mehr als 50% von ihnen arbeiten Teilzeit. Seit 2010 nimmt die Mehrfachbeschäftigung zu und im Vergleich zur Gesamtwirtschaft sind in der Kulturwirtschaft doppelt so viele Selbstständigerwerbende anzutreffen. Kulturschaffende verdienen vergleichsweise weniger. Der Kultursektor ist mit einem Rekordwert von 67 313 Unternehmen und einer Wertschöpfung von 16,3 Milliarden Franken im Jahr 2022 zwar dynamisch unterwegs, sieht sich seit 2011 aber gleichzeitig mit einem Beschäftigungsrückgang konfrontiert. Soweit einige der Ergebnisse einer Analyse zur Langzeitentwicklung der Kulturwirtschaft des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Atypische Arbeitsbedingungen und sehr unterschiedliche Entwicklungen

2024 zählte die Schweiz 295 000 Kulturschaffende. Rund ein Drittel von ihnen übte einen Kulturberuf im Kultursektor aus (Musiker in einem Orchester, Journalistin in einem Verlag) und ein Drittel war ohne Kulturberuf im Kultursektor tätig (Buchhalterin in einem Theater, Sekretär in einem Videospielunternehmen). Ein weiteres Drittel schliesslich waren Personen mit einem Kulturberuf ausserhalb des Kultursektors (Grafiker in einer Bank, Architektin in der Verwaltung).

Die Covid-19-Pandemie hatte für den Kultursektor einschneidende Auswirkungen: Innerhalb eines Jahres verringerte sich die Zahl der Kulturschaffenden um jede zwanzigste Person. Inzwischen hat sich der Kultursektor mit einer Zunahme der Anzahl Erwerbspersonen von 3,5% zwischen 2023 und 2024 (gegenüber +0,9% in der Gesamtwirtschaft) erholt. Die Kulturberufe im Kultursektor verzeichneten sogar einen Anstieg um 10,7% (seit 2010 um +38,3%). Je nach Bereich fiel die Entwicklung sehr unterschiedlich aus: Während im Bereich «Kulturerbe und Museen» innerhalb von fünfzehn Jahren 92,1% Erwerbspersonen mehr gezählt wurden, verzeichnete der Bereich «Buch und Presse» einen Rückgang von 40,5%.

58,8% der Kulturschaffenden hatten einen tertiären Bildungsabschluss (gegenüber 43,8% aller Erwerbstätigen), ihr jährlicher Bruttolohn fiel jedoch geringer aus als im Gesamtdurchschnitt (2024: 70 000 gegenüber 74 100 Franken). Im Kultursektor ist Teilzeitarbeit weit verbreitet: 51,9% aller Kulturschaffenden arbeiteten Teilzeit, in der Untergruppe der «Künstler/-innen und Schriftsteller/-innen» sogar 61,1%. Im Vergleich dazu beläuft sich der Anteil bei allen Erwerbstätigen auf 38,4%. Ein vergleichbares Bild zeichnet sich auch bei der Mehrfachbeschäftigung: 14,7% der Kulturschaffenden hatten mindestens zwei Beschäftigungen, gegenüber 8,0% aller Erwerbspersonen. Diese Zahlen nehmen seit 2010 zu. In der Kulturwirtschaft gibt es doppelt so viele Selbstständigerwerbende wie in der Gesamtwirtschaft (27,7% gegenüber 14,1%), bei den Personen mit Kulturberufen im Kultursektor liegt der Anteil sogar bei 40,3%.

Mehr Frauen und prekärere Situation

2024 waren in der Kulturwirtschaft proportional mehr Frauen tätig als in der Gesamtwirtschaft. Im Vergleich zu den Männern waren Frauen jedoch weniger gut ausgebildet, seltener in einer Führungsposition, schlechter bezahlt, häufiger mehrfach erwerbstätig und fast doppelt so häufig teilzeitbeschäftigt. Erwerbstätige mit Migrationshintergrund sind in der Kulturbranche seltener anzutreffen als in der Gesamtwirtschaft. Dafür sind sie besser ausgebildet und arbeiten häufiger Vollzeit, werden im Durchschnitt aber etwas schlechter bezahlt als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Migrationshintergrund.

25% mehr Kulturbetriebe, weniger Stellen

Der Kultursektor ist dynamisch unterwegs. Er erzeugte im Jahr 2022 eine Bruttowertschöpfung von 16,3 Milliarden Franken zu laufenden Preisen (2,1% des BIP). Das ist mehr als im Jahr 2021 (15,4 Mrd. Franken) und sogar mehr als im Jahr 2019 vor der Pandemie (15,6 Mrd. Franken). Darüber hinaus erreichte die Branche im Jahr 2022 mit 67 313 Kulturbetrieben einen neuen Höchststand. Sowohl die Betriebe als auch die Beschäftigung der Kulturwirtschaft konzentrieren sich auf die Städte und insbesondere auf die Grossregion Zürich, wo etwa ein Viertel angesiedelt ist, während 18% der Schweizer Bevölkerung dort leben. Seit 2011 hat die Zahl der Kulturbetriebe um 22,7% zugelegt, während das Unternehmenswachstum in der Gesamtwirtschaft bei 13,4% lag. Am stärksten war der Anstieg zwischen 2011 und 2022 in den Bereichen «Audiovision und Multimedia» (+54,0%), «Bildende Künste und Design» (+45,9%) sowie «Darstellende Künste» (+35,8%).

2022 gab es im Kulturbereich mehr neugegründete Betriebe (9,4% aller Kulturbetriebe) als in der Gesamtwirtschaft (7,4%), die Überlebensrate von Betrieben ist im Kulturbereich jedoch allgemein tiefer. Ausserdem fiel das Beschäftigungswachstum in der Kulturwirtschaft deutlich geringer aus als in der Gesamtwirtschaft. Seit 2011 ist die Anzahl Stellen um 6,0% und die Anzahl Vollzeitäquivalente (VZÄ) um 2,0% gestiegen, während es in der Gesamtwirtschaft je +14,0% waren. Entsprechend sind Kulturbetriebe kleiner geworden: 2011 beschäftigten sie durchschnittlich 4,1 Personen (2,9 VZÄ), 2022 waren es noch 3,6 Personen (2,4 VZÄ).

Diese Medienmitteilung und weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Website des BFS.